USA rechnen mit größter Umweltverschmutzung aller Zeiten

Veröffentlicht auf von Raphaela

Die Katastrophe übersteigt alle Befürchtungen: Das Bohrloch am Grund des Golfs von Mexiko wird wohl noch bis August rötliche Ölschlieren ausspucken. Präsident Obamas Energieberaterin ist "auf das Schlimmste vorbereitet".

Nach dem neuerlichen Scheitern des Ölkonzerns BP  bei der Abdichtung des Bohrlecks im Golf von Mexiko richtet sich die US-Regierung auf eine noch Monate währende Umweltkatastrophe ein. "Wir sind auf das Schlimmste vorbereitet", sagte die Energieberaterin von Präsident Barack Obama, Carol Browner, im Fernsehsender CBS.
Der nächste Anlauf zur Abdichtung des Bohrlochs im Golf von Mexiko könnte dazu führen, dass vorerst einmal erheblich mehr Öl ins Meer sprudeln wird. Bei der geplanten Anbringung einer Auffangvorrichtung könnte sich der Austritt von Öl und Gas vorübergehend um ein Fünftel erhöhen, teilte das US-Präsidialamt mit.
Infografik: So kämpft BP gegen das Öl   Infografik: So kämpft BP gegen das Öl
Am Sonntag war auch der jüngste Versuch von BP gescheitert, das Loch am Grund zu stopfen. Die "Top Kill"-Aktion, bei der das beschädigte Bohrloch mit Schlamm und Zement abgedichtet werden sollte, wurde ergebnislos abgebrochen. Damit begruben sich die Hoffnungen der Küstenbewohner auf ein baldiges Ende der größten Ölkatastrophe in der Geschichte der USA. US-Präsident Barack Obama  reagierte tief enttäuscht. "Wir werden nicht nachlassen, bis dieses Leck kontrolliert ist", sagte er in Washington.
Der Versuch, den undichten Bohrkopf in 1500 Meter Tiefe abzudichten, hatte am Mittwoch begonnen. Weil die "Top Kill"-Methode noch nie unter diesen Bedingungen versucht wurde, bezifferte BP die Erfolgschancen von vornherein auf 60 bis 70 Prozent. Seit dem Unglück auf der Ölbohrplattform "Deepwater Horizon" am 20. April sind nach Schätzung der US-Regierung zwischen 68 Millionen und 151 Millionen Liter Öl ins Meer geflossen und bedrohen nun als schwerste Ölpest in der Geschichte der USA Küstengebiete. "Dies ist wahrscheinlich die größte Umweltkatastrophe, der die USA jemals gegenüberstanden", sagte Browner.
BP kündigte am Wochenende zwar einen erneuten Anlauf an, um das Austreten der Rohöls in etwa 1500 Metern Tiefe zu stoppen. Der Konzern will nun in vier bis sieben Tagen eine Art Kuppel über dem Leck installieren, um das austretende Öl teilweise aufzufangen und abzupumpen. Dafür wollen Ingenieure des BP-Konzerns das defekte Steigrohr an der Quelle absägen. Das könnte dazu führen, "dass der Öl-Ausfluss aus dem Leck zeitweise um bis zu 20 Prozent steigt. Darauf wies Browner hin.
Zwei ähnliche Versuche von BP waren in den vergangenen Wochen gescheitert. Experten befürchten, dass jetzt nur noch Entlastungsbohrlöcher das Problem lösen können. Die Bohrarbeiten hierfür dürften aber noch etwa zwei Monate dauern. Bis dahin könnten jeden Tag weiterhin Millionen Liter Öl ungehindert ins Meer strömen und die Küsten verschmutzen.
Der Rückschlag bei den Bemühungen von BP mache ihn wütend und sei "herzzerreißend", sagte Obama. Der Kampf gegen die Umweltkatastrophe werde fortgesetzt, "bis die Gewässer und Küsten gereinigt sind".
Der Ölkonzern liefert in einem Livestream Bilder vom Bohrloch über das Internet. Auf dem Stream ist deutlich zu erkennen, dass ein dichter Strom dunklen Öls aus einem Rohr ungebremst ins Wasser austritt.
Die Ölpest hat weite Teilen der US-Küste am Golf von Mexiko verschmutzt und vielerorts das empfindliche Ökosystem aus dem Gleichgewicht gebracht. Die Katastrophe bedroht die Lebensgrundlage zahlreicher Fischer. Auch der Tourismus leidet bereits unter der Ölpest.
Das erfolglose Krisenmanagement wird zu einem immer größeren Problem für BP: Einem Medienbericht zufolge wusste der Ölkonzern schon Monate vor dem Unfall von erheblichen technischen Problemen.
Die Schwierigkeiten betrafen unter anderem den so genannten Blowout Preventer - dem Sicherheitsventil am Bohrloch, das explosionsartiges Austreten von Methangas verhindern sollte. Außerdem habe es Hinweise auf Probleme an der Bohrleitung gegeben, berichtete die Zeitung "New York Times" unter Berufung auf interne BP-Papiere.
Erste Hinweise dieser Art hätten bereits im Juni 2009 vorgelegen, schrieb das Blatt am Sonntag. Ein BP-Ingenieur habe in einem internen Schreiben vor einem möglichen Worst-Case-Szenario gewarnt.
Anwälte der US-Regierung leiteten auch strafrechtliche Ermittlungen gegen BP ein. Sie sammeln Beweismaterial und warnten den Ölkonzern, Dokumente zu vernichten, die einen Hinweis auf die Unglücksursachen geben könnten. Obama riet dem Unternehmen, 10 Mio. $ für eventuelle Prozesskosten bereitzuhalten.
Seit Beginn der Krise ist der Aktienkurs von BP abgestürzt. Der Börsenwert von BP verringerte sich um 50 Mrd. $, was etwa einem Viertel des Gesamtwertes entspricht. Am Freitag verlor die BP-Aktie fünf Prozent, weil sich erneut Verzögerungen beim Versuch zum Stopfen des Öllecks abzeichneten. Der Kursrutsch dürfte sich am Dienstag fortsetzen, wenn die Börse in London in eine verkürzte Handelswoche startet.

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